Beelitz-Heilstätten: Ein Name, der vielen ein Begriff ist, als Bahnstation, als Möglichkeit, unwirkliche Fotografien in einem fast unheimlich anmutenden, verlassenen Klinikareal zu machen, als Ort, an dem Erich Honecker ab April 1990 seine letzten Tage in Deutschland verbrachte, bevor er nach Moskau floh. Noch wesentlich mehr Menschen vertraut sind Beelitzer Heilstätten sicher als Filmkulisse von Polanskis "Der Pianist", der "Operation Walküre" mit Tom Cruise, dem Film "Männerpension"oder als Location für Musikvideos wie z.B. von Rammstein "Mein Herz brennt". 

 

Umgeben von tiefen Wäldern befinden sich einige Kilometer südlich von Berlin die sagenumwobenen Beelitz-Heilstätten,  ein zwischen 1898 und 1930 errichtetes Sanatorium für unheilbar kranke Lungenpatienten, das während der Weltkriege zudem als Lazarett genutzt wurde. Das riesige Areal von ca. 200 Hektar umfasst ca. 60 denkmalgeschützte Gebäude und gehört heute zu den meist frequentiertenSpukorten in Deutschland. Zahlreiche Berichte über paranormale Aktivität konzentrieren sich zudem auf die rund 11 Kilometer langen, verlassenen Tunnelsysteme, welcher die Gebäude untereinander verbinden und dabei ein unergründliches, düsteres Labyrinth bilden.

 

Die Beelitz-Heilstätten Morde

 

Die bedrückende, dunkle Aura, die das Gelände umgibt, ist sicherlich auch auf die neuere Geschichte des Areals zurückzuführen, welche von brutalen Verbrechen, Serienmorden und Missbrauch geprägt ist.

 

Die Bestie von Beelitz

 

 

Zwischen 1989 und 1991 erlangte der Ort traurige Berühmtheit durch die grausamen Morde der “Bestie von Beelitz”, auch “Rosa Riese” genannt.  Sechs Menschen fielen dem ehemaligen Polizist und Erntehelfer, Wolfgang Schmidt, zum Opfer. Darunter auch die Frau eines russischen Chefarztes im Sanatorium Beelitz-Heilstätten und ihr neugeborenes Kind. Nachdem er den Säugling dem Kinderwagen entrissen hatte, erschlug er ihn an einem nahe stehenden Baum. Anschließend erwürgte er die Mutter und verging sich – wie auch nach den anderen vier Morden – an ihrer Leiche.

 

 

Der Mord im Pförtnerhaus

 

Jahre später, im Jahr 2008, wurden die Beelitz-Heilstätten erneut Schauplatz eines Verbrechens – wieder handelte es sich um eine brutalen Mord.

Der promovierte Wissenschaftler und Hobbyfotograf Michael F. (38) nutzte die Tatort-Räume des “Bestie von Beelitz”, beispielsweise die alte Chirurgie, immer wieder für Treffen mit Frauen und Hobby-Modellen, mit denen er seine düsteren Phantasien auslebte, die er auf Fotos und Filmen festhielt. Ob die dunkle Aura und die Vergangenheit des Ortes dazu führten, bleibt ungeklärt, doch eines Tages wurde Michael F. während seiner  Aufenthalte in Beelitz-Heilstätten selbst zum Mörder, als er die Nacht in einem der Pförtnerhäuser verbrachte. Er erwürgte sein Model (20) und verging sich anschließend – wie zuvor der “Rosa Riese” – an der Leiche.

 

 

Geschichte der Beelitz-Heilstätten

 

 

Die zwischen 1898 und 1930 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichteten "Arbeiter-Lungenheilstätten“ bilden einen der größten Krankenhauskomplexe im Berliner Umland.

Die Gesamtanlage war für ihre Zeit mustergültig und zeigt mit welchem sozialen Engagement und medizinischem Aufwand gegen die Tuberkulose als die verheerende Volkskrankheit zu Ende des 19. Jahrhunderts vorgegangen wurde. Der Standort bei Beelitz bot neben der sehr guten Anbindung an Berlin und das Potsdamer Umland aufgrund seiner Lage in einem ausgedehnten Waldgebiet die notwendigen klimatischen Voraussetzungen für die Versorgung der Patienten: ruhig und windgeschützt mit einer rauch- und staubfreien Luft.

Der erste Bauabschnitt wurde zwischen 1898 und 1902 durchgeführt. Der Bereich nördlich der Bahn wurde für die Lungenheilstätten vorgesehen, der südliche Bereich diente den Sanatorien für die Behandlung nicht ansteckender Krankheiten, wie beispielsweise Verdauungs-, Stoffwechsel- oder Herzkrankheiten. Die Anlage war auf die strikte Trennung der Geschlechter bedacht. Alle Gebäude, in denen hauptsächlich Frauen beschäftigt waren, wie die Waschhäuser und die Küchengebäude, waren den westlichen Bereichen mit Lungenheilstätte und Sanatorium der Frauen zugeordnet, die Gebäude mit überwiegend männlichen Beschäftigten, wie z.B. die Werkstätten, der Fuhrpark oder das Heizhaus lagen in den Bereichen der Männerstationen. Einzige Ausnahme bildete das zentrale Badehaus.

Die zunächst auf 600 Betten ausgelegte Anlage war mit ihren Versorgungs- und Nebengebäuden von Beginn an auf die bis zu dreifache Patientenzahl ausgerichtet und dimensioniert. In der zweiten Bauphase von 1905 bis 1908 wurde den beiden Lungenheilstätten im Norden je ein weiteres Gebäude mit 300 Betten gegenübergestellt. Es gab dann 1.200 Betten. Es wurden auch die Betriebs- und Nebengebäude erweitert um u.a. Wohnhäuser und zusätzliche Wirtschaftsgebäude.

Im 1. Weltkrieg bezog erstmals das Militär die Beelitzer Heilstätten. Die Sanatorien wurden als Verwundetenlazarett durch das Rote Kreuz genutzt, der übrige Teil fungierte als Militärlungenheilstätte. Bis 1919 wurden mehr als 12.500 Soldaten in Beelitz verpflegt. In der Zeit danach wurde bald wieder das Niveau der Vorkriegszeit bei den Patientenzahlen erreicht. Die Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 lässt die Zahl der Heilstättenanträge derart steigen, dass die Heilstätten Beelitz im Folgejahr nur noch Frauen und Kinder aufnehmen konnten und männliche Patienten an anderen Standorten untergebracht wurden.

Die Wirtschaftskrise und Inflation führte zu einer Einschränkung des Betriebes im Laufe der Jahre 1923/24. Im Oktober 1923 wurden die nördlich der Bahn gelegenen Lungenheilstätten sogar vorübergehend geschlossen. In den Sanatorien ging die Patientenzahl auf etwa 400 zurück. Erst ab Mitte 1925 war die ursprüngliche Belegungsstärke mit über 1.200 Patienten wieder erreicht. Die dritte Bauperiode von 1926 bis 1930 umfasste vor allem den Neubau der Zentralwäscherei (1926) und des Chirurgie-Pavillons auf dem Gebiet der Lungenheilstätte für Frauen (1928 - 1930). Der Neubau und Betrieb der Chirurgie folgten der medizinisch-technischen Orientierung jener Zeit, bei der chirurgische Eingriffe als notwendige und zukunftsbedeutsame Behandlungsformen angesehen wurden. Die Lungenchirurgie wurde jedoch durch die Ende der vierziger Jahre rasch aufkommende Chemotherapie der Tuberkulose weitgehend abgelöst.

Während des 2. Weltkrieges dienten die Heilstätten wieder dem Militär als Lazarett. Auf der Sanatoriumsseite wurde durch die "Organisation Todt" mit Hilfe von Kriegsgefangenen ein zusätzliches Barackenlazarett errichtet. Durch Kriegseinwirkungen wurden viele Gebäude schwer beschädigt. Die Heilstätten wurden nach 1945 militärisches Sperrgebiet und beherbergten das größte Militärhospital der sowjetischen Armee außerhalb des eigenen Territoriums. Die Bauten blieben damit in ihrem Gesamtbestand erhalten und von umfangreichen Totalmodernisierungen oder Abrissen verschont.

Eine neue Zeit begann mit der Rückübertragung des Geländes nach der Wende. Die Stadt Beelitz zusammen mit der Projektentwicklerin planen für einen Teilbereich die Renaissance des Standortes für medizinische und gesundheitsvorsorgende Einrichtungen vor. Im Jahr 1997 wurde das Gebäude der ehemaligen Lungenheilstätte für Männer rekonstruiert und mit dem Betrieb eines Gesundheitsparks, bestehend aus einer neurologischen Rehabilitationsklinik und einer Klinik für angewandete Immunologie, begonnen.

Nach jahrelangem Stillstand und weiterem Verfall ist es den Gläibigerbanken gelungen, einen Käufer für das Areal zu finden. Dazu wurden die Waldflächen und die Gebäudeflächen getrennt verkauft. 


2014 wurde nun die Idee konkret, den Abschnitt D der Beelitz-Heilstätten aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken und zu einem "Creative Village" umzubauen. Mittlerweile ist die Genehmigungsplanung in vollem Gange, die erste Baugenehmigung wird für Herbst 2015 erwartet, das erste Gebäude soll Ende 2016 bezugsfertig sein.


Weiter ist auch der erste Abschnitt eines Baumwipfelpfades an den Beelitzer Heilstätten ist fertig gebaut. Ab Anfang September 2015 soll die 320 Meter lange und 20 Meter hohe Konstruktion erstmals für Besucher zugänglich sein. Der Baumkronenpfad führt von einem Turm im Süden des Geländes zwischen Laubbäumen und Kiefern am früheren Lungensantorium entlang und über die ehemalige Frauenklinik hinweg. Für die kommenden Jahre sind weitere Teilabschnitte geplant.


Der Pfad ist Teil des Bebauungsplan "Heilstättenpark". Im Rahmen des Projekts soll das gesamte ehemalige Klinikgelände in den kommenden Jahren saniert und touristisch erschlossen werden.


Geplant ist weiterhin die Ruine der Frauenklinik nach Sicherungsmaßnahmen wieder für Touristen zugänglich zu machen. Ebenso soll die Chirurgie wieder in den Zustand der Eröffnung vor mehr als 100 Jahren zurückversetzt werden und in der alten Wäscherei und dem Küchengebäude sind Restaurants geplant.


Trotz der hohen Investitionssummen soll laut dem Betreiber ein Großteil des Areals auch in Zukunft kostenlos zu betreten sein. Nur für einen schmalen Streifen an der Ruine der Frauenklinik und natürlich der Hochpfad werden dann kostenpflichtig sein.


Um sich das Gelände ganz offiziell und dazu noch mit sehr interessanten Hintergrundinformationen anzuschauen, empfiehlt sich eine geführte Tour mit Frau Irene Krause. (Voranmeldung unter Tel. 033204 / 61262 oder 0160 / 22 33 328 ). 


Wir haben selbst schon eine Tour mit Frau Krause gemacht, sie ist sehr engagiert und man erfährt sehr viel Interessantes über die Geschichte der Beelitz Heilstätten, und für Cineasten hat sie auch über die zahlreichen Filmproduktionen in dieser Location zu berichten.