Militärstadt Wünsdorf bei Zossen  1910 – 1994

 

Der Militärstadt Wünsdorf war einst  ein gigantischer sowjetischer Armeestützpunkt der GSSD und  

im 2. Weltkrieg Nachrichtenzentrale für die Armeen mit zentraler Bedeutung. Südlich von Berlin mitten in der ehemaligen DDR gelegen, wurde dort in der Nachkriegszeit die größte Garnison sowjetischer Truppen errichtet. Die Anlage wurde von einem 17km langen Betonzaun von der Außenwelt abgeschottet und nur wenigen war der Zutritt gewährt. Es war eine strenge Sperrzone. Daher war Wünsdorf bei Zossen für lange Zeit 

„Die Verbotene Stadt“. Erst 1994 verließen die letzten sowjetischen Truppen die Anlage.  Die Kasernen und Bunkeranlage gingen in den Besitz des Landes Brandenburg über. Nachdem etliche Versuche, für die vielen Gebäude Investoren bzw. Nutzungskonzepte zu finden, scheiterten, sind zumindest die wesentlichen historischen Bunkeranlage in Besitz der Bücherstadt-Tourismus GmbH übergegangen und dadurch vor dem Verfall gesichert.

 

Für Fotoliebhaber finden sich hier unglaublich viele interessante Motive:

Haupthaus mit seinen wunderschönen Treppenhäusern, langen Gängen und originalen, russischen Wandmalereien und Fresken. Prächtige Theatersäle, Konzerthaus mit verschiedenen Hallen und Bühnen.

Eine historische Schwimmhalle mit Sauna aus der Kaiserzeit, Türen, Schränke und Geländer ebenfalls aus der Kaiserzeit. Ein Offizierskasino und die Villa des Oberkommandierenden der russischen Streitkräfte. Natürlich die Leninstatue vor dem Haupthaus mit parköhhnlichem Innenhof  und den Uhrenturm mit Rundumblick.

Man fotografiert hier imposante Architektur und den Alltag der russischen Armee mit übrig gebliebenen Utensilien der Soldaten.

 

 

 

Für die Fotoausrüstung sollte man ein Stativ, ggf. ein lichtstarkes Objektiv sowie eine Taschenlampe itnehmen.

 

Detailierte Historie der "Verbotenen Stadt" Wünsdorf

 

Im Zuge der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Kummersdorf bezog man ab 1906 Wünsdorf mit ein. Ab 1910 entstanden dort zahlreiche Kasernenanlagen: 1912 das Fernsprech- und Telegrafenamt und 1913 die Infanterieschule. Durch den Ersten Weltkrieg forciert – Wünsdorf war Sitz des Hauptquartiers der Reichswehr – entstand die Kaiserliche Turnanstalt, die von 1919 bis 1943 in die Heeressportschule überging (bekannt als „Haus der Offiziere“). Es folgten weitere Kasernenbauten, ein Lazarett und Pferdeställe.

Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 entwickelte sich Wünsdorf zu einem Zentrum in der Entwicklung der schnellen Truppen. Bereits 1931 war eine erste motorisierte Einheit der Reichswehr nach Wünsdorf verlegt worden, nun aber begann man, die Militäranlagen stark zu erweitern. 1933 wurde auf dem Truppenübungsplatz der erste Panzerverband der künftigen deutschen Wehrmacht, 1935 die 3. Panzer-Division in Wünsdorf neu aufgestellt sowie die Heereskraftfahrschule in den Ort verlegt. Im März 1935 bezog das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) sein Hauptquartier. Um die Arbeiter und Angestellten der Wehrmacht unterzubringen, begann man eine Waldsiedlung im Norden des Ortes zu bauen.

Die bestehenden Militärsportanlagen wurden im Jahr 1936, im Vorfeld der Olympischen Spiele, für das Training der deutschen Mannschaft genutzt. Zur gleichen Zeit entstand die Militär-Badeanstalt, die Mitte der 1950er von den sowjetischen Streitkräften umgebaut wurde.

Nach den ersten Bombardierungen 1945 erfolgte am 15. März 1945 der dritte und vermutlich schwerste Angriff auf Wünsdorf, 120 Menschen starben, zahlreiche Häuser wurden beschädigt oder zerstört. Am 20. April erfolgte der Einmarsch sowjetischer Truppen, Wünsdorf wurde fast kampflos übergeben. Der militärische Führungsstab des sowjetischen Marschalls Schukow nahm sein Quartier in Wünsdorf.

Wjunsdorf (Вюнсдорф), wie der Ort von den „Russen“ genannt wurde, blieb somit militärisch und erhielt den Sitz des Oberkommandos der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) (ab Juni 1989 unter der Bezeichnung Westgruppe der Truppen). Der Bahnhof Wünsdorf war mit eigenem Bahnhofsteil der Bahnhof der sowjetischen Truppen und damit einer der vier Sonderbahnhöfe der Alliierten in Berlin und dessen Umgebung (vgl. Bahnhof Berlin-Lichterfelde West für die US-Truppen, Bahnhof Berlin Tegel für die französischen Truppen, Bahnhof Berlin Charlottenburg für die britischen Truppen). Es gab bis 1994 einen täglichen Zug nach Moskau.

Im März 1953 begann die Räumung von Wohnungen und Häusern, der Post, Apotheke, Spar- und Darlehenskasse und von Geschäften östlich der Bahnlinie, die B 96 wurde für den Durchgangsverkehr gesperrt, etwa 800 Einwohner umgesiedelt und 30.000 sowjetische Soldaten stationiert.

Unter dem Oberkommandierenden Marschall Iwan Konew wurde von Wünsdorf aus der sowjetische Panzerschutz für den Bau der Berliner Mauer organisiert. Um die Luftsicherheit über der DDR zu garantieren, wurde am 22. Oktober 1971 in Wünsdorf die „Vereinigte Hauptzentrale 14“ (LUKO) gegründet, in der bis 1990 sowjetische mit Offizieren der NVA, ab der deutschen Wiedervereinigung mit Offizieren der Bundesluftwaffe, zusammenarbeiteten. Der Stab der 16. Sowjetischen Luftarmee (16. LA) mit den zuletzt geführten Tarnnamen „RANET“ bzw. „WIMPEL“ hatte ab 1977 seinen Standort in Wünsdorf. Kommandozentrale des „RANET“ war der Zeppelin-Bunker, den man zu diesem Zweck repariert und mit einem Schleusensystem aus Panzertüren versehen hatte.

Außer den etwa 2.700 Einwohnern lebten zu Spitzenzeiten 50.000 bis 75.000 sowjetische Männer, Frauen und Kinder dort. Für Bürger der DDR war das Areal Sperrgebiet. Innerhalb des umzäunten und ummauerten Geländes befanden sich bis 1994 zahlreiche sowjetische Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Geschäfte.

Der Abzug der Truppen erfolgte 1994.

Sie hinterließen im September 1994 eine menschenleere Garnisonsstadt, ein Areal von 260 Hektar munitionsverdächtiger Fläche.

98.300 Stück Munition und 47.000 Stück sonstige Kampfmittel, 29,3 Tonnen Munitionsschrott und weitere Bomben- und Waffenteile wurden entsorgt.

45.000 Kubikmeter Haus- und Sperrmüll wurden abtransportiert; hinzu kamen tonnenweise Chemikalien, Altöle, Altfarben, Altreifen, Akkumulatoren sowie Asbestabfälle.